Eine "Wahnsinnsnaach" mit Hits auf Zuruf

Von: Christina Kolodzey 

Aachener Zeitung, 04.08.2015


ÜBACH-PALENBERG. Liebevoll hat Martina Waliczek vom Kulturbüro der Stadt Übach-Palenberg alles vorbereitet: Auf den Stehtischen stehen kleine Kerzen sowie Snacks zum Knabbern, und für die Pause gibt es süffiges Kölsch und leckere Curry-Wurst. Sie freut sich, „dass das Schloss schon lange vor Beginn der Veranstaltung rappelvoll ist“. In der Tat wird es eine "Wahnsinnsnaach" auf Zweibrüggen - und so lautet auch der erste Titel der beiden Künstler von Jukebox Modus, mit dem sie ihr Publikum von Anfang an in ihren Bann ziehen und zum Mitklatschen animieren.

Christoph Manuel Jansen (28) und Thomas Preuth (25), zwei "Tausendsassas" an ihren Instrumenten spielen in der "Kölschen Nacht" Klavier, Gitarre, Cajón, Melodika, Ukulele, Shaker und Schellen. Beide sind schon von Kindesbeinen an mit der Musik verbunden, oder wie Christophs Mutter es ausdrückt: "Er ist schon musikalisch auf die Welt gekommen." Der in Geilenkirchen lebende Musiker begann bereits mit vier Jahren autodidaktisch auf dem Keyboard zu klimpern und hat sich der Verlauf der Jahre auch das Gitarrespielen selbst beigebracht. Heute kann er von seiner Musik leben - er unterrichtet privat und im "House of Music", leitet die SSB-Big Band sowie die Aachener Coverband "Night in Paris" und hat sein eigenes Tonstudio, in dem er Stücke arrangiert und produziert.


Thomas Preuth, aus Scherpenseel stammend, lernte mit fünf Jahren Schlagzeug, später Klavier und danach autodidaktisch Gitarre und Melodika. Seit sechs Jahren lebt er in Köln, wo er Sport und Musik auf Lehramt studiert und viele Kontakte zu Kölner Bands knüpfen konnte. Beide lernten sich auf dem Gymnasium St. Ursula kennen, wo sie in der Big Band spielten. Nachdem sie beschlossen, als Duo aufzutreten, merkten sie rasch, dass es ihnen besonders lag, Titel "auf Zuruf" zu spielen - quasi wie eine lebende Musikbox - womit der Name für ihr Ensemble geboren war: Jukebox Modus.


Für die "Kölsche Nacht" hatten sie zwar das Hauptprogramm zusammengestellt - mit Musik von den Bläck Fööss, Höhnern, BAP, Jupp Schmitz und Cat Ballou, doch die Gäste durften sich auf Stücke wünschen. Rund 150 Zuhörer hatten sich eingefunden - im Saal, auf der Empore und bei herrlichem Sommerwetter auch auf der Terrasse. Mit dem zweiten Stück "Schön, dat du do bes" heißen die Künstler sie herzlich willkommen. "Ich war heute beim Friseur - er hatte aber zu!", leitet Jansen "Minge Friseur" ein, was Schmunzeln im Publikum hervorruft. Das steigert sich bei "Alles kann ich ligge", auf Hochdeutsch "Alles kann ich leiden" zu ungestümem Lachen. Das Lied die eine Hymne auf die Gemütlichkeit, wobei besonders der Refrain "Leck ens am A…" für Erheiterung sorgt. Die geht bei "Top ävver beklopp" nahtlos weiter, einem kritischen Lied über Leute, die anders sind, als sie sich geben, wobei Preuth klarstellt, dass Anwesende ausgeschlossen seien. Die Stimmung schaukelt sich rasend schnell, denn die quirlige Spielfreude der Musiker, die neben brillantem Spiel auf ihren Instrumenten mit einfühlsamen, ausdrucksstarkem Gesang punkten, überträgt sich im Nu auf die Zuhörer.


Das gesanglich von Jansen überaus berührend interpretierte "Für ne Moment", einem Loblied auf die kölsche Sprache, garantiert pure Gänsehaut im Saal, ehe es zum "Lange Samstag in dr City" auf Einkaufstour geht, textsicher begleitet von lautstarkem Gesang der "Kundschaft". "Jetzt wissen wir, was wir am Samstag machen, doch was machen wir im Rest der Woche?", fragt Preuth, und Jansen erzählt in "Die voll Woch" die amüsante Geschichte eines Mannes, der täglich betrunken nach Hause kommt und jedes Mal etwas Neues bemerkt, das auf einen Liebhaber seiner Frau hinweist, gipfelnd in "Da liegt ne Kopp in mingem Bett, wo sonst minge Kopp liegt!" Im Publikum bleibt vor Lachen kein Auge trocken.


Bei "Alles für die Liebe" und "Nemm mich su wie ich ben" singen die Gäste so stimmgewaltig mit, dass es fast die altehrwürdigen Mauern des Schlosses zum Beben bringt und weit nach draußen schallt. Mit "Hämmche" und "Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche!" gelingt es der ganz offensichtlich "hungrigen Meute" im Saal, dies noch zu toppen, und tosender Applaus entlässt die in atemberaubendem Tempo und ohne Noten spielenden Musiker in die verdiente Pause. Dort werden sie schon von einem ganz besonderen Gast erwartet: Franz-Martin Willizil, über 20 Jahre lang Mitglied der Höhner und seit langem mit Jansen und Preuth befreundet. "Er ist schuld, dass wir kölsche Lieder singen, denn schon als kleiner Steppke war er mein Idol - und ich habe mir vieles beim Gitarrespielen von ihm abgeguckt.", erzählt Jansen. Extra aus Köln ist Willizil für dieses Konzert angereist - und er ist voll des Lobes.


Manchem kommen die Tränen

Nach der Pause geht es nonstop weiter, und am Schluss erfüllt das Duo viele Publikumswünsche, wobei natürlich "Verdamp lang her", "Hey Kölle, du bes e Jeföhl", "Bye, bye my love" und "Adtschüss" nicht fehlen dürfen. Manch einer wischt sich bei anrührenden Texten eine Träne aus dem Auge, doch überwiegend ist die Stimmung fröhlich und ausgelassen. Martina Waliczek bedankt sich am Ende bei den Multitalenten mit einem Fässchen Kölsch und Orangensaft ("Damit Sie das hohe C immer gut singen können"). Danach hält es niemanden mehr auf den Stühlen, ein nicht enden wollender Beifallssturm mit Bravo-Rufen und Begeisterungspfiffen ist der verdiente Lohn der talentierten Musiker für diesen mehr als dreistündigen grandiosen Abend.