Review: Höhner 4.0

 

2012 feiern die Höhner ihr 40-jähriges Jubliäum. Was als Studenten-Spaß für den Kölner Karneval begann ist mittlerweile eine deutschlandweite Institution auf dem Schlagermarkt. Da ich die Bandgeschichte seit ca. 1992 verfolge, bevor es für die Gruppe goldene Schallplatten und Chartplatzierungen gab, steh ich den hochdeutschen Höhnern seit jeher kritisch gegenüber. Mal sehen, was das Jubiläumsalbum mit sich bringt…

Sehr löblich ist erstmal, dass hier 15 brandneue Songs präsentiert werden, keine Best-of oder Live-CD mit recycletem Material. Faul sind sie also nicht geworden, die größtenteils um die 60-jährigen Musiker, auch wenn die erste Single "6 bis 8 Stunden Schlaf" dies vermuten lässt. Mit dem Titel konnte ich mich als ausgesprochener Langschläfer sofort identifizieren, das Lied an sich klingt aber in der Tat zu "müde" um der erhoffte Kracher auf Karnevalssitzungen zu werden. Da nützt auch das bekannte "Heja heja ho" im Refrain und der übliche Rock-Shuffle am Schluss nichts, wer will beim Feiern schon ans Schlafen denken. Obwohl einer Band, die im Karneval bis zu 8 Auftritte täglich absolviert, ihr Schlaf wohl gegönnt ist.

 

Die größtenteils hochdeutschen Texte sind ein Zugeständnis an die riesige Fangemeinde auch außerhalb des Rheinlands. Leider geht hier der "Veedels"-Bezug verloren, über große Strecken könnte man meinen, ein Album von PUR oder Konsorten zu hören. Was nicht heißt, dass ich die kölschen Titel als die Besten des Albums empfinde, "Droum vom Jlöck" ist mir textlich einfach etwas zu klischeelastig (Stäneaugeglanz etc.), da doch lieber das lockere "Schade, Schokolade" (wieder so ein Lieblingsthema von mir!), ein echtes Highlight des Albums und deutlich ohrwurmtauglicher als "6 bis 8 Stunden Schlaf". Auch "Carneval" mit einem Gruß nach Rio de Janeiro macht Laune und hat seine Live-Probe bereits bestanden, auch wenn hier wieder der mangelnde Köln-Bezug kritisiert wurde.

 

Trotzdem klingen viele Songs im ersten Moment fremd auf einem Höhner-Album: "IstamPool" ("Ist am Pool noch Platz für mich") mit Ethno-Klängen hätte ich eher bei der Stunksitzung passend gefunden, "Frauenversteher", als Nachfolger der "Männer in den besten Jahren" springt auf den Roger-Cicero-Zug auf, und die obligatorische Solonummer für Trommler Janus Fröhlich, "Hemmungslos und unbeschwert", kommt mit diesem Text vielleicht 20 oder 30 Jahre zu spät. Schon Ende der 80er hatten die Höhner mal das Experiment gewagt, hochdeutsche Texte nach Vorbild von Klaus & Klaus oder Gottlieb Wendehals zu schreiben, um aber kurz darauf wieder zu ihren alten Stärken zurückzukehren.

 

Insgesamt also ein recht durchwachsener Eindruck, meine Anspieltipps: "Schade Schokolade", "Endlich wieder bei dir" und "In der tiefsten Nacht".