Review: Kasalla - Et jitt Kasalla!

 

 

Kaum ein Rheinländer wird nachvollziehen können, dass sich jemand über den Ausruf "Et jitt Kasalla"! freut. Doch in diesem Fall braucht man nicht mit Prügeln zu rechnen -  "Kasalla" ist eine neue Kölner Band, die in den paar Monaten ihres Bestehens schon für reichlich Furore gesorgt hat, erst recht mit dem kürzlich erschienenen Debütalbum.

Gitarrist Flo Peil (Peilomat) schrieb bereits Songs u.a. für die Bläck Fööss, Sänger Bastian Campmann ist der Sohn des leider 2007 verstorbenen Räuber-Gitarristen. Also keine Unbekannten in der Kölner Szene. Drummer Nils Plum ist mein Kollege bei Batlord, und auch Keys und Bass sind stark besetzt, zumal alle Bandmitglieder über gute Stimmen verfügen, die auf dem Album reichlich zur Geltung gebracht werden. Nicht zuletzt sind alle Songs selbst geschrieben, wer kann das heute noch von sich behaupten.

 

Die erste Single "Pirate" ist ein echter Partykracher, in Zukunft heißt es also "Kölle ahoi" (nehmt Euch in Acht vor dem bepappnasten Totenkopf)! "Köllefornia" und "Schäl Sick" sind echte Gute-Laune-Sommersongs, und mit "Marie" und "Bütz mich" sind tolle Balladen mit "an Bord". Mein Highlight ist der Partysong "Häng huh", schöne moderne Sounds mit knackiger Hookline, das funktioniert. Ohrwurmpotential hat so gut wie jeder Song, selbst wenn man der kölschen Sprache nicht mächtig sein sollte und "nur" die Musik genießt.

 

"Zesamme met Huhkant" steht hinter Titel 2, und spätestens beim Hören wird einem klar: Hier hat der Macher der genialen "Star Wars op Kölsch" Videos mitgewirkt, der Darth Vader und den Imperator auf der CD verewigt. Da muss man auch erstmal drauf kommen - Youtube lohnt sich manchmal eben doch. Schließlich darf der Humor bei einer Kölschen Band nicht zu kurz kommen, obwohl Kasalla bei weitem keine reine Karnevalstruppe ist, sondern eher ein legitimer Nachfolger von Mundarttruppen wie Bläck Fööss und Co. 

 

"Nit vun Kölle" ist eine schöne Hommage an John Lennon, auch wenn textlich einige Fakten nicht stimmen ("Let it be" und "Hey Jude" sind nunmal McCartney Songs, da bin ich kleinlich :) ) Insgesamt war ich sehr positiv von dem Album überrascht, gerade was die Vielfalt der Musikstile angeht. "Dä Henker" wird jedem temperamentvollen Autofahrer aus der Seele sprechen, "Jode Morje Kölle" kann mit sehr stimmungsvoller Instrumentierung aufwarten. Dank der Unterstützung von Pavement Records ist die Produktion natürlich absolut professionell, mich beeindrucken besonders die Chorgesänge, z.b. im Intro zu "Köllefornia", wo der Klimawandel auf die Schippe genommen wird (Düsseldorf im Meer versunken? Ohne Hassliebe zur Nachbarstadt geht es eben nicht!) 

 

Bleibt zu hoffen, dass den Jungs von Kasalla eine genauso lange und erfolgreiche Karriere bevorsteht, wie den großen Vorbildern der Kölner Mundartmusik.